16 Dezember, 2009

16. Das Lametta


Weihnachten naht, das Fest der Feste -
Das Fest des Kindes,
das Fest der Gäste.
Da geht es wirklich hektisch zu.
Von früh bis abends keine Ruh´.
Ein hetzen, Kaufen, Proben, Messen,
hat man auch niemanden vergessen?
So ging´s mir - keine Ahnung habend,
vor ein paar Jahren, Heilig Abend,
der noch zudem ein Sonntag war.
Ich saß grad bei der Kinderschar,
da sprach mein Weib: Tu dich nicht drücken,
du hast heut noch den Baum zu schmücken.
Da Einspruch meistens mir nichts nützt,
hab kurz darauf ich schon geschwitzt.
Den Baum gestutzt, gebohrt, gesägt, -
und in den Ständer eingelegt.
Dann kamen Kugeln, Kerzen, Sterne,
Krippenfiguren mit Laterne.
Zum Schluß - ja Himmeldonnerwetter,
nirgends fand man das Lametta.

Es wurde meiner Frau ganz heiß,
und stotternd sprach sie - ja ich weiß,
im letzten Jahr wars arg zerschlissen,
drum ham wirs damals weggeschmissen.
Und in dem Trubel dieser Tage,
bei meiner Arbeit, Müh und Plage -
vergaß ich neues zu besorgen.
Ich werd was von den Nachbarn borgen.
Die Nachbarn - links, rechts, drunter, drüber
die hatten kein Lametta über.
Da schauten wir uns an verdrossen,
die Läden sind ja schon geschlossen.
So sprach ich dann zu meinem Knaben:
Hört zu, wir werden diesmal haben
einen Baum - altdeutscher Stil -
weil mir Lametta nicht gefiel.
Da gab es Heulen, Schluchzen, Tränen,
und ich gab nach, den Schmerzfontänen.
"Hört endlich auf mit dem Gezeter.
Ihr kriegt 'nen Baum mit viel Lametta!".
Zwar konnt ich da noch nicht begreifen,
woher ich nehm die Silberstreifen.
Doch gerade als ich sucht mein Messer,
da las ich: Hengstenberg-Mildessa.
Es war die Sauerkrautkonserve.
Ich kombinier mit Messers-Schärfe,
hier liegt die Lösung eingebettet,
das Weihnachtsfest - es ist gerettet!!!
Schnell wird der Deckel aufgedreht,
das Kraut gepreßt, so gut es geht,
zum Trocknen einzeln aufgehängt
und dann geföhnt, doch nicht versengt.
Die trocknen Streifen, sehr geblichen
mit Silberbronze angestrichen.
Auf beiden Seiten Silberkleid!
-O freue dich, du Christenheit!-

Der Christbaum ward einmalig schön,
wie selten man ihn hat geseh'n.
Zwar roch's süßsauer zur Bescherung,
geruchlich gab's ne Überquerung,
weil mit Benzin ich wusch die Hände,
dazu noch Räucherkerz und Myrthe,
der Duft die Menge leicht verwirrte.

Ne Woche drauf, -
sass ich im sessel recht gemütlich
und las dort meine Zeitung friedlich,
den Bauch voll mit Feiertags-Rester
-´s war wieder Sonntag - und Silvester.
Da sprach mein Weib: Du weißt Bescheid,
es kommen heut zur Abendzeit
Menzens, Lehmanns und Herr Meier
zu unserer Silvesterfeier.
Wir werden feiern wie die Fürsten -
-s ´gibt Sauerkraut mit Wiener Würstchen.
Ein Schrei ertönt, entsetzt sie schaut
"am Christbaum hängt mein Sauerkraut".
Vergessen neues zu besorgen.
Ich werde was vom Nachbarn borgen.

Die Nachbarn - links, rechts, drunter, drüber,
die hatten leider keines über.
Da schauten wir uns an verdrossen:
Die Läden sind ja auch geschlossen.
Und so ward wieder ich zum Retter,
nahm ab vom Baume das Lametta.
Mit Terpentinöl und Bedacht
hab ich das Silber abgemacht.
Das Kraut dann gründlich durchgewässert,
mit reichlich Essig noch verbessert,
dazu noch Nelken, Pfeffer, Salz
und Curry, Ingwer, Gänseschmalz.
Dann als das Ganze sich erhitzte,
-das Kraut, das funkelte und blitzte -
da konnt ich nur nach oben flehn:
Laß diesen Kelch vorübergehn.
Als später dann das Kraut serviert,
ist auch noch Folgendes passiert:
Da, eine Dame mußte niesen,
sah man aus ihrem Näschen sprießen,
tausend kleine Silbersterne -
"Mach´s nochmal - ich seh´s so gerne...".
So rief man ringsrum hocherfreut.
(Die Dame wußte nicht Bescheid).
Menzens Cilly sprach zum Hans:
"Dein Goldzahn hat heut Silberglanz".
Und einer, der da mußte mal,
der rief: "Ich hab ´nen Silberstahl !!"

So gab´s nach dieser Krautmethode,
noch manche nette Episode.
Beim Heimgang sprach ein Gast zu mir:
Es hat mir gut gefallen hier,
doch wär die Wohnung noch viel netter,
hätt´st du am Weihnachtsbaum Lametta!
Ich konnte da gequält nur lächeln
und mir nur frische Luft zu fächeln.
Ich sprach - und klopfte ihm aufs Jäckchen:
"Im nächsten Jahr, ... da kauf ich hundert Päckchen!".

7 Kommentare:

  1. >Sehr schön, gefällt mir wirklich sehr gut =)

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  2. Hätten sie Blaukraut da gehabt hätten sie nicht so viel Färben müssen:))

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  3. Oh... ich habe darüber herzlich gelacht. Lache eigentlich immer noch :-)))))
    LG
    Elsbeth

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  4. wo hats du die schönen Geschichten her ich lache tränen wenn ich sie lese und zeige sie auch meinen Gästen wir konnen aus dem Lachen nicht mehr raus weiter so

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  5. Freut mich, wenn es euch gefällt, aber bitte nicht nachmachen *g*

    Die lustigen Geschichen und Gedichte hier haben sich in den vergangenen Jahren auf meiner Festplatte angesammelt. Gefunden habe ich sie einst in Büchern, Zeitschriften und dem Netz, und nun war es Zeit, sie zu teilen ;-)

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Danke für deinen Kommentar :-)