25 Juni, 2013

Schöne Ruinen, Rezension

Schöne Ruinen ist ein komplexer Roman über Herzlosigkeit und vertane Chancen.

Hier schreibt ein intelligenter Mann - das war mir schon klar, als ich die Zusammenfassung zu „Schöne Ruinen“ las. Und darum habe ich mich (was sonst nie passiert) ohne vorherige Leseprobe für diesen Roman entschieden.
Dass Jess Walter auch von seinen Lesern ein Mindestmaß an Mitarbeit fordert, wurde mir dann zu Beginn von Kapitel Zwei bewusst, dessen erster Satz ganze elf Zeilen einnimmt. Trotzdem bleibt die Erzählstimme angenehm schnörkellos und verständlich, mit geschickt eingesetzten Beschreibungen, die scheinbar mühelos eine Atmosphäre schaffen, die unter die Haut geht. Alleine der Sprache wegen ist dieses Buch schon ein Lesegenuss.

Hier schreibt auch ein großartiger Erzähler, der über fünf Jahrzehnte und mehrere Handlungsstränge mit einer großen Besetzung perfekt jongliert. Trotz der vielen Hauptpersonen und unterschiedlichen Zeiten, in denen die Geschichte spielt, war ich niemals verwirrt oder musste zurück blättern. Sehr gut gefallen haben mir die Einschübe in Form von Manuskripten oder Drehbüchern, die einige Hauptpersonen über ihr Leben verfasst haben. Für mich waren das die stärksten Momente im Buch, und sind mir am lebhaftesten in Erinnerung geblieben.
Leider war nämlich unter den vielen Hauptcharakteren keiner, der mir so recht sympathisch werden wollte. Jeder einzelne von ihnen war mir zu abgeklärt und egoistisch. Der Einzige, der jemals versuchte, zu verstehen, was die anderen eigentlich wollen, war ironischerweise der Gegenspieler.
So kommt es auch, dass die ganze Geschichte mich emotional kaum berührt hat, was ein Jammer ist, wenn man bedenkt, dass es um eine Liebesgeschichte geht. Oder genauer genommen um eine Vielzahl an Liebesgeschichten.
Am Ende hatte ich aber viel Spaß mit diesem Buch, habe mich gut unterhalten gefühlt und oft gelacht. Von diesem Autor würde ich gerne noch mehr lesen, vielleicht zu einem anderen Thema.

Aufmachung
Das Hardcover ist schön dick und hat eine interessante Strukturprägung. Der Schutzumschlag ist ebenfalls strukturiert und von weicher, offener Qualität, die leider schnell Lesespuren in Form von Knicken und Rissen bekommt. Das Layout ist schlicht, elegant, und angenehm für die Augen. Die Verwendung von Initialen, echten Kapitälchen und Mediävalziffern tröstet mich dann auch über den Blocksatz hinweg, der meiner Meinung nach makrotypographisches Augenpulver ist.

Der Roman „Schöne Ruinen“ ist dieses Jahr im Blessing Verlag erschienen.

Ein verschlafener Ort an der ligurischen Küste im Frühjahr 1962: Pasquale hat von seinem Vater eine Pension geerbt, und wenn er nicht gerade in der Brandung steht, um mühsam einen Strand anzulegen, vermisst er ein Felsplateau, auf dem ein Tennisplatz entstehen soll. Denn Pasquale hat eine Vision: Er will aus Porto Vergogna einen glamourösen Ferienort machen, der Touristen aus aller Welt anlockt, am liebsten aus Amerika.

Dann checkt tatsächlich eine junge amerikanische Schauspielerin in seiner Pension ein, und Pasquale verliert sein Herz an sie. Mit ihr kommt die Welt nach Porto Vergogna – die Verheißungen des fernen Amerika, der Glamour von Cinecittà und schließlich sogar ein sturzbesoffener Richard Burton. Und als die Amerikanerin wieder abreist, ist für Pasquale nichts mehr, wie es war. Ein Steinchen ist ins Mittelmeer gefallen, das noch Jahrzehnte später seine Wellen an die Pazifikküste spült, als der alte Pasquale in Kalifornien nach dieser längst verlorenen Liebe seines Lebens sucht – zusammen mit einem abgebrühten Hollywood-Produzenten, dessen resignierter Assistentin und einem selbstverliebten Möchtegern-Drehbuchautor, der zufällig Italienisch kann. Ein erfrischender und lebenskluger Roman voller Witz und Dolce Vita um hochfliegende Träume, tiefe Abgründe und die Ironie unserer Existenz. (bdb)


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Wenn ihr nun auch Lust bekommen habt, dieses Buch zu lesen, könnt ihr es gleich hier bestellen: Schöne Ruinen

2 Kommentare:

  1. Klingt nach einer sehr angenehmen Lektüre.
    Lesen... da war doch was ! :-)

    Viele liebe Grüße
    Beltane

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Danke für deinen Kommentar :-)