01 Juli, 2015

Couchsurfing im Iran, Rezension

Es ist offiziell verboten. Trotzdem reist Stephan Orth als Couchsurfer kreuz und quer durch den Iran, schläft auf Dutzenden von Perserteppichen, erlebt irrwitzige Abenteuer – und lernt dabei ein Land kennen, das so gar nicht zum Bild des Schurkenstaates passt. Denn die Iraner sind nicht nur Weltmeister in Sachen Gastfreundschaft, sondern auch darin, den Mullahs ein Schnippchen zu schlagen. [...]
Ein mitreißend erzähltes Buch über die kleinen Freiheiten und großen Sehnsüchte der Iraner. (Malik Verlag)

Stephan Orth
Couchsurfing im Iran
Meine Reise hinter
verschlossene Türen


240 Seiten, Klappenbroschur
Mit 48 Farbfotos,
30 Schwarz-Weiß-Abbildungen
und einer Karte
ISBN: 978-3-89029-454-4
€ 14, 99 (D)

auch als eBook erhältlich

Im Iran ist eigentlich alles verboten: singen, tanzen, Facebook, kurze Röcke, Kritik an der Regierung, Alkohol, jede Religion außer dem Islam und natürlich auch Couchsurfing (das bedeutet, bei fremden Menschen, die man über eine Plattform im Netz kontaktiert, eine oder ein paar Nächte zu übernachten). Die Iraner sollen nicht zu viel Kontakt mit Ausländern haben.

Grund genug für Stephan Orth, um sich dieses Land selbst einmal anzusehen, als Couchsurfer für knapp zwei Monate dort umher zu reisen und Kontakt mit der so restriktiv gehaltenen Bevölkerung aufzunehmen. Was er hinter dicken Vorhängen und fest verschlossenen Türen findet, sind absolut liebenswerte, interessante Menschen, die in Gedanken mindestens ebenso frei, wie im eigenen Land gefangen sind. Natürlich – wie er auch selbst anmerkt – lernt er nur einen bestimmten Teil der Iraner kennen: nämlich die, die englisch sprechen, sich mit Ausländern einlassen und bereit sind, gegen Gesetze zu verstoßen - wie etwa das Verbot, Couchsurfer aufzunehmen. Und doch bekommt man denke ich einen guten Eindruck davon, wie das Leben im Iran aussieht. Seien es alte Kriegsschauplätze, Staatspropaganda oder die drakonischen Strafen, die für Dinge drohen, die in Deutschland nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit wären. Oft genug wird der fröhliche Roadtrip durch ernste Zwischentöne unterbrochen.

Etwa in der Mitte befindet sich ein Block Farbfotografien von der Reise. Viele davon wurden unter Risiko aufgenommen und außer Landes geschmuggelt. Das musste ich mir bei der Betrachtung vor Augen halten, denn ansonsten wäre an den (durchaus gelungenen) Fotos von Kriegsdenkmälern, Anlagen und unverschleierten Frauen für mich nichts Besonderes gewesen.
Auch im restlichen Buch findet man Fotografien. Diese sind jedoch schwarz-weiß und eher amüsant als brisant.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen, habe bei Behördenbesuchen und Polizeikontrollen mitgezittert, meinen Kopf über etliche Regeln und Gesetze geschüttelt und mich diebisch über den allgegenwärtigen Ungehorsam gegen den Staat gefreut.
Der Autor hat einen angenehmen, humorvollen Schreibstil, der mich regelmäßig zum Lachen brachte. Zudem wirkt sein Reisebericht auf mich durchaus glaubwürdig und frei von Beschönigungen, Übertreibungen oder Vorurteilen.

Aufmachung
Das Softcover besteht aus weichem, offenem Karton mit geprägter Schrift. Im Inneren befindet sich eine farbige Karte des Iran, in der die Reiseroute eingezeichnet ist. Grafiken und Schrift sind gut leserlich, übersichtlich und abwechslungsreich gestaltet.
Die abgebildeten Farbfotos sind auf Spezialpapier gedruckt und gestochen scharf.

Fazit
Ein abenteuerlicher Reisebericht für Stubenhocker mit Fernweh. Mit diesem Buch lernt man den Iran von einer vollkommen neuen Seite kennen.


Hier findet ihr eine Leseprobe.

Das Rezensionsexemplar wurde mir freundlich zur Verfügung gestellt vom Malik Verlag.

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