23 Februar, 2015

Der Mann im Heuhaufen, Rezension

Der Mann im Heuhaufen ist Birgit Hasselbuschs zweiter Roman bei dtv und beschäftigt sich mit dem selben Thema wie der Erste (Sechs Richtige und eine Falsche): der Wahrscheinlichkeit. Wie wahrscheinlich ist es, jemanden aus dem Zug in einer Großstadt wie Hamburg wiederzufinden? Nicht sehr wahrscheinlich, oder?

In Der Mann im Heuhaufen folgt man einer hysterischen Mittdreißigerin in der scheinbaren Midlife-Crisis, die sich gern in anderer Leute Leben einmischt, selbst jedoch nicht so recht von der Stelle kommt.
Ich habe mich entschieden, für meine Rezension den Klappentext außer Acht zu lassen, da dieser nicht nur zuviel verrät, sondern auch falsche Erwartungen weckt. Die Geschichte spielt ausschließlich in Hamburg, und eben nicht in der großen weiten Welt, und zum Verlieben fand ich den Roman leider auch nicht.

Woran liegt das?
Charly, die Protagonistin, ist langweilig. Sie verbringt praktisch ihr ganzes Leben zwischen Arbeit und Zuhause, mit gelegentlichen Abstechern zu Freunden oder ins Cafe. Das mag zwar auf viele Menschen zutreffen, aber über die werden in der Regel keine Romane geschrieben.
Zusätzlich glänzt die Protagonistin nicht gerade mit liebenswerten Eigenschaften, sondern ist durchwegs hysterisch, zickig, und läuft regelmäßig beleidigt davon, um sich über Tage bei Freunden oder Familie einzuquartieren.
Auch die anderen Charaktere wirken zwar glaubwürdig, jedoch zu eindimensional, um sie wirklich zu mögen. Spätestens bei den Dialogen fällt das schmerzlich auf, denn die wirken alle wie aus einem Guss: bemüht komisch und etwas unbeholfen. Und während ich so wirklich schon meine liebe Not hatte, zu erraten, wer denn nun was gesagt haben soll, verliert ein Charakter mittendrin plötzlich seinen auffällig geschriebenen französischen Akzent.
Etwa ab der Mitte des Buches wird es zunehmend frankophil, und es verstreicht keine Gelegenheit mehr ungenutzt, französisches Gebäck, pariser Taxifahrer, Lavendelfelder oder andere französische Anekdoten zu erwähnen. Unterlegt wird das mit einem Schwall französischer Ausdrücke, die mich nur noch genervt haben, obwohl ich gut französisch kann. Diesen Umstand hätte ich als weniger unpassend gewertet, wenn die Protagonistin während des ganzen Romans auch nur einen Fuß auf französischen oder meinetwegen belgischen Boden gesetzt hätte.
Was ist nun also mit dem Mann im Heuhaufen? Man begegnet ihm im ganzen Buch zwei mal. Einmal in einer Art Erzählung zu Beginn des Buches, und das zweite Mal Spoiler! auf den letzten Seiten. Für Romantik bleibt da leider keine Zeit.

Sprachlich ist Der Mann im Heuhaufen durchaus in Ordnung, und schnell gelesen ist er (zum Glück) auch, insgesamt plätschert die Handlung jedoch zu unmotiviert dahin und konnte bei mir deshalb keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Aufmachung
Ein schönes Cover, das in seiner Farbe an Sommer und Urlaub erinnert, und mich sofort zu diesem Buch hinzog. Rundherum gut gemacht, mit partieller Lackierung, und bisher auch recht stabil. Der Text ist etwas groß aber gut leserlich gesetzt, wenn auch in Blocksatz. Die Seitenzahlen sind perfekt zum Durchblättern. Alles harmoniert gut miteinander und ergibt zusammen ein wirklich schönes Buch.

Der Mann im Heuhaufen“ erschien bei dtv.

Manchmal muss man sich von Altlasten befreien - egal, ob aktueller Freund oder die eigene Mutter...

Charlotte liebt ihre Altbauwohnung in der Hamburger Innenstadt. Zugegeben, sie ist etwas eng, aber sehr charmant. Als ihr Freund Kai ein freistehendes Haus am Stadtrand als ihr zukünftiges Heim auserwählt, ohne sie nach ihrer Meinung zu fragen, reicht es ihr. Charlotte flieht im Zug nach Berlin. Auf dem Weg dahin trifft sie IHN und beschließt, dass es Zeit ist, in ihrem Leben aufzuräumen: Kai muss raus. Ihre Mutter Dörte muss raus – oder zumindest weit, weit weg. Und Charlotte selbst muss auch raus, und zwar in die große weite Welt, um den schönen Unbekannten zu finden, der ihr so richtig den Kopf verdreht hat.
(bdb)



Der Mann im Heuhaufen ist ab 1. März bei dtv und im Buchhandel erhältlich. Kaufen

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