16 März, 2015

Die Löwenskölds, Rezension

Selma Lagerlöf
Die Löwenskölds
Der Ring des Generals
Charlotte Löwensköld
Anna, das Mädchen aus Dalarne

720 Seiten
ISBN 978-3-8251-7912-0
auch als eBook erhältlich
Das wohl reifste Werk einer vor 75 Jahren verstorbenen Literaturnobelpreisträgerin. Auf den ersten Blick klingt das langweilig.
Wenn die Autorin jedoch Selma Lagerlöf heißt, lohnt es sich, genauer hinzusehen.

Heute vor genau 75 Jahren, am 16. März 1940 starb Selma Lagerlöf. Zuvor jedoch setzte sie sich für die Rechte der Frauen ein, verhalf verfolgten Juden zur Flucht, unterstützte die unter dem Krieg leidende Bevölkerung Finnlands, erhielt 1909 als erste Frau den Literaturnobelpreis und verfasste eine Vielzahl literarischer Werke. Gerade Nils Holgersson dürfte wohl jedem bekannt sein.
Von den Löwenskölds hingegen hatte ich noch nie gehört.

Wie magisch von dem wertvollen Schmuckstück angezogen rauben der Bauer Bård Bårdsson und seine Frau einen Ring aus dem Grab des Generals Löwensköld – und ziehen damit einen schrecklichen Fluch auf sich, der nicht einmal mit dem grauenhaften Tod der Bårdssons endet.

Es beginnt mit einer Geistergeschichte, der es an nichts mangelt. Mit Gänsehaut verfolgt man das Treiben des Generals, der auf der Suche nach seinem gestohlenen Ring jeden ins Unglück stürzt, der den Ring in Händen hält. Dabei bleibt es einem lange Zeit selbst überlassen, ob man bereit ist, an einen Fluch zu glauben. Gerade diese Ungewissheit hatte für mich einen besonderen Reiz, denn ich war stets versucht, eine rationale Erklärung zu finden, was einem bisweilen schwer fällt.
Ich war ziemlich enttäuscht, dass die erste Geschichte bereits nach 100 Seiten endete. Schließlich hatte ich mich hervorragend gegruselt und mitgefiebert. Was sollte nun noch kommen?
Aber es wurde sogar besser.

Die zweite Geschichte (Charlotte Löwensköld) ereignet sich innerhalb weniger Wochen und zeichnet den Bruch eines bis dahin glücklichen, jungen Paares durch böses Gerede. Die Charaktere sind mit viel Einfühlungsvermögen geschrieben und absolut glaubhaft. Selma Lagerlöf erzählt in leichtem Plauderton von den unerhörten Ereignissen, ohne über ihre Charaktere zu urteilen. Als Leser denkt man sich natürlich seinen Teil, und ich fieberte ordentlich mit, als die junge Charlotte Löwensköld nichts unversucht ließ, um ihre Liebe zu retten. Für mich der beste Teil des Buches.

In der dritten Geschichte (Anna, das Mädchen aus Dalarne) schließt Selma Lagerlöf die Geschichte um den Fluch des General Löwensköld und erklärt, wie alles zusammenhängt. Man trifft viele liebgewonnene Charaktere wieder und erfährt, wie es ihnen ergangen ist. Außerdem lernt man Anna, das Mädchen aus Dalarne, kennen, das trotz mangelnder Bildung einen ausgezeichneten Verstand besitzt. Dieser Teil der Geschichte zieht sich über mehrere Jahre hin und wirkt zum Teil etwas zerstückelt, ist jedoch durch seinen Inhalt trotzdem sehr lesenswert.

Hat man das Buch ausgelesen, so lohnt sich ein Blick ins Nachwort. Hier lernt man unter anderem, dass gerade die unglaublichsten Ereignisse der einzelnen Geschichten auf wahren Begebenheiten beruhen.

Insgesamt ein ausgezeichneter und sehr lesenswerter Roman, der einen auch nach der Lektüre nicht so einfach loslässt.

Aufmachung
Das Hardcover ist 720 Seiten dick, ordentlich klebegebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Die Innengestaltung ist klar und schnörkellos, mit gut leserlicher Schrift, die nicht zu groß ist. Für zusätzliches Lesevergnügen sorgt ein schwarzes Leseband.



Das Rezensionsexemplar wurde mir freundlich zur Verfügung gestellt vom Verlag Urachhaus.

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