15 Juni, 2014

Dufthauch

Meine langersehnte Lieferung von Dragonspice ist heute endlich angekommen.
Besonders die bestellten ätherischen Öle habe ich in den letzten Tagen schon sehr vermisst. Ich möchte eine neue Parfüm-Idee umsetzen, und ohne Weihrauchöl geht das nicht. Mir schwebt da nämlich eine sehr schwere und süße Mischung aus Rose, Geranie, Lavendel, Myrte, Ylang-Ylang, Patchouli, Kardamom, Vanille und Weihrauch vor. Möglicherweise auch noch Mandarine, Ingwer und Koriander dazu. Die letzte Mischung roch nach Herbst. Waldboden, Nebel, bunte Blätter, Stürme, Stoppelfelder - meine liebste Jahreszeit.
Gestern habe ich ein neues Parfüm für meinen Freund gemischt. Der Grundton ist würzig, mit Kardamom, Anis, Rosenholz und Muskat, die Basis herb und süß, mit Düften wie Vetiver, Opium und Patchouli und in der Kopfnote unter anderem Palmarosa, Bay und Basilikum.
Ich finde, es passt ausgezeichnet zu ihm, aber der Praxistest wird zeigen, wie es zusammen mit der Körperchemie, Schweiß und auf Kleidung riecht. Sowas ist für mich immer noch etwas schwierig zu berechnen, da ich nur weiß, wie Duft auf meiner Haut reagiert. Männer funktionieren da irgendwie anders.

Parfüms zu mischen macht mir großen Spaß, wie eigentlich alles, was mit Düften zu tun hat. Düfte dringen direkt zu unseren Erinnerungen und Emotionen durch. Sie tragen Botschaften in sich, die wir verstehen ohne zu bemerken, dass wir sie überhaupt erhalten haben.
So ist es in der Liebe, wo uns Frauen unsere Nase sagt, welcher Partner sich genetisch stark von uns unterscheidet und deshalb gesunden Nachwuchs verspricht. Nimmt eine Frau dagegen die Pille, findet sie genetisch ähnlichere Männer anziehender. In der Werbung wird immer mehr auf unseren Geruchssinn gesetzt, der uns Produkte sympathisch oder unsympathisch macht. Autos werden parfümiert, um "neu" zu riechen. Alten Menschen fällt es leichter sich an früher zu erinnern, wenn man sie an Düften aus ihrer Kindheit riechen lässt.
Man könnte glaube ich sagen, dass Duft eine ganz eigene, mächtige und eigenmächtige Magie ist.

Für die Ausstellung meiner Abschlussarbeit hatte ich etwas ganz besonderes kreiert. Die Abschlussarbeit selbst war ein Buch in erzählerisch-illustrativem Stil über das Leben meiner Großmutter. Ich drappierte einige Kleidungststücke in einen alten Koffer und besprühte sie mit einem Duft, der die Geschichte erzählen sollte. Er war melancholisch, natürlich, roch etwas nach Dachboden und altem Holz. Dazu legte ich ein Lavendelsäckchen, wie sie in Reisekoffer kommen.
Die Wirkung war ganz erstaunlich. Besucher die vorbeikamen, streckten die Nase in die Luft und Nostalgie legte sich über ihre Gesichter. Einige erinnerten sich an früher oder erzählten mir etwas aus ihrer Familiengeschichte. Eine junge Frau erkannte sogar den Muskat im Parfüm.
Das ist das Buch samt duftendem Koffer auf der Ausstellung. Auf dem Foto ist meine Oma.

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