Herpes

Mein treuer Begleiter, der mir stets zeigt, wenn ich mich übernehme. Sobald mein Leben zu streßig wird, bekomme ich Bläschen. Das ist unpraktisch, wenn man es sich nicht aussuchen kann, aber ich habe gelernt es zu akzeptieren und darauf zu hören.
Es gibt viele Auslöser für Herpesbläschen, doch ich habe festgestellt, dass es bei mir immer Streß ist. Das letzte Mal hatte ich eines während meiner Abschlußprüfungen.
Im Mundinneren ist es zwar kein offensichtlicher Makel, aber schmerzhaft ist es doch. Deshalb habe ich mein Herpesmittel immer griffbereit, denn bei regelmäßiger Anwendung vernichtet es meine Bläschen in einem Tag.

So wirds gemacht:
Im Mörser Melisse und Kamille zerstampfen und Alkohol (ich hab Wodka genommen, aber medizinischer geht auch) dazugeben. Dann mit Frischhaltefolie abdecken und einen halben Tag mindestens ziehen lassen. Wer Zeit hat, kann auch eine richtige Tinktur machen. Anschließend gut abseihen und mit Honig anmischen.
Ich habe die Mischung in einem Pipettenfläschchen und träufle sie bei Bedarf auf das Bläschen. Dann lasse ich es so lange wie möglich einwirken. Es ist etwas scharf, durch den Alkohol, aber schmeckt eigentlich ganz gut.

Jetzt habe ich wieder ein Herpesbläschen, und ich frage mich, woran liegt es? Ich kanns mir zwar denken, der Forenumzug, die Bewerbungen, die tägliche Arbeit, die Ideen, die schlange stehen um umgesetzt zu werden, die vielen Dinge, die ich noch lernen will, die Leute, denen ich bei irgendwas helfen soll, die zu kurzen Tage...
Aber ist das wirklich Streß? Ja, ist es. Jeder erwartet, dass ich Zeit habe, dass ich dies und jenes doch sofort machen soll und den ganzen Tag verfügbar sein soll, weil ich doch eh nichts zu tun habe. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie voll mein Leben ist, von Leuten, die denken ich hätte ja eh Zeit.
Ich schreibe diesen Blog unter anderem, um meine Gedanken zu sortieren, denn, ganz ehrlich, mir schwirrt der Kopf mit den Sorgen anderer Leute und meinen unerfüllten Wünschen. Für heute reicht es mir.