11 Juli, 2015

Die Kunst des achtsamen Putzens, Rezension

Keisuke Matsumoto
Die Kunst des achtsamen Putzens

160 Seiten
ISBN 978-3442220670

8,99€ (D)


auch als eBook erhältlich

Für die meisten von uns ist Putzen wohl vor allem eine lästige Tätigkeit, die man so schnell wie möglich hinter sich bringen will. Aggressive Putzmittel und spezielle technische Geräte sollen uns dabei helfen, so wenig Zeit und Mühe wie nur möglich in eine saubere Wohnung zu investieren.

Ganz anders ist das zum Beispiel in buddhistischen Zen-Klöstern, in denen Putzen als meditative Kunst praktiziert wird. Es geht nicht primär um Schnelligkeit, sondern um die Gründlichkeit und Aufmerksamkeit, mit der diese Arbeit ausgeführt wird. Die investierte Mühe – so die Theorie – ist wohltuend für den Charakter und das Ergebnis erlaubt Besuchern und Bewohnern, sich in ihrem Umfeld ruhig und konzentriert zu fühlen.

Putzen und Aufräumen ist für die meisten eher eine lästige Pflicht. Eine Aufgabe, die man gerne abgibt. Doch Keisuke Matsumoto plädiert für das Gegenteil: inspiriert vom japanischen Zen-Buddhismus zeigt er, wie wichtig Putzen für uns ist, nicht nur für das äußere Wohlbefinden, sondern vor allem für die Seele. Er empfiehlt, Reinigung als bewusstes Ritual in den Alltag zu integrieren. Nur so werden unsere Gedanken und Gefühle wieder klar, und wir leben kreativer und erfüllter. (Goldmann Verlag)

Man sollte sich bei diesem Buch bewusst sein, dass es von einem (ehemaligen) japanischen buddhistischen Mönch geschrieben wurde, weshalb sich auch kein ausgefertigter Haushaltsplan für die fünffache alleinerziehende Mutter aus Wanne-Eickel darin findet. Auch bietet der Autor keinerlei Abkürzungen an, mit denen man zum Beispiel in fünf Minuten pro Tag einen perfekten Haushalt bekommt.
Stattdessen erhält man einen seltenen Einblick in das Leben im Kloster, jenseits von Meditation und Ritus.

In den einzelnen Kapiteln, die sich etwa mit allgemeinem Arbeitsmaterial, verschiedenen Zimmern oder dem Gartenbereich befassen, erläutert der Autor die Vorgehensweise in seinem Tempel. Er geht darauf ein, welche Kleidung getragen wird und warum, wie und wann geputzt wird, welche natürlichen Putzmittel für die jeweiligen Bereiche verwendet werden und wie am Ende das Arbeitsmaterial selbst gepflegt wird. Wiederholt widmet er sich auch dem Thema der Wiederverwertung und Reparatur von Gegenständen und Kleidung. Leider fallen viele Abschnitte recht kurz aus, obwohl ich mir etwas mehr Details erhofft hatte. Auch wenn der Autor erwähnt, dass etwas ganz leicht selbst zu machen ist, hätte ich mich über die entsprechende Anleitung gefreut.

Aufmachung
Das Taschenbuch ist relativ dünn und klein, weshalb es leicht und angenehm in der Hand liegt. Im Inneren befinden sich zahlreiche Illustrationen, die nicht unbedingt notwendig aber doch nett anzuschauen sind. Das Layout ist schlicht und übersichtlich gehalten.

Fazit
Ich habe für mich persönlich eine Menge Anregungen und Gedanken gefunden, die ich adaptieren und in mein Leben und meine Putzarbeit integrieren möchte. Ganz unerwartet finden sich auch philosophische Perlen und Geheimtipps, die für mich Gold wert sind. Was und wie viel man aus dem Buch mit ins eigene Leben nehmen möchte, bleibt am Ende jedem selbst überlassen.

Über den Autor
Keisuke Matsumoto war über sieben Jahre lang Mönch in einem Zen-Kloster in Tokio. Er studierte Philosophie und Wirtschaftswissenschaften. Heute ist er ein erfolgreicher Buchautor und lebt mit Frau und Tochter in Tokio.



Das Rezensionsexemplar wurde mir freundlich zur Verfügung gestellt vom Goldmann Verlag.

2 Kommentare:

  1. Putzen als Meditation ist mir schon seit längerem ein Begriff. Wann immer ich etwas in Ruhe durchdenken muss, putze ich, bevorzugt das Bad. So kann ich meine Gedanken ordnen und das in einem fast schon meditativen Zustand. Dazu kommt noch der reinigende Aspekt an sich, welcher sich durchaus auf einen selbst übertragen kann.

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    1. Das finde ich auch. Wenn alles sauber und an seinem Platz ist, kommt man automatisch zur Ruhe. :-)

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Danke für deinen Kommentar :-)